Stefan Appelius


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Fluchtweg Bulgarien

Uni Potsdam > DDR

Unbekannter ostdeutscher Bürger, 21 Jahre

An Nachforschungen zu den ostdeutschen Grenzopfern in Bulgarien gibt es auch heute noch wenig Interesse offizieller Stellen – weder in Bulgarien noch in Deutschland

Von Stefan Appelius

Nicht nur an der Berliner Mauer und an der innerdeutschen Grenze, sondern auch in den osteuropäischen "Bruderländern" der DDR ereigneten sich im Zeitraum zwischen August 1961 und November 1989 viele tausende von Fluchten, bzw. Fluchtversuchen von DDR-Bürgern, die glaubten, einen weniger gefährlichen Weg in den Westen gefunden zu haben. Viele dieser Vorhaben ereigneten sich in der Volksrepublik Bulgarien.

Rückblende: Gleich nach Sonnenaufgang bauten die beiden jungen Männer ihr Zelt ab und verstauten ihre paar Habseligkeiten auf dem Motorrad. Viel hatten sie in ihrem Rucksack nicht dabei: Etwas zu Essen, zwei Flaschen mit Wasser, Kleidung, ihre Papiere und eine Decke. Das Zelt und ihr Koffer blieben in Primorsko zurück, bei einer jungen Bulgarin, mit der sie die letzten paar Tage am Strand verbracht hatten. Etwa gegen 6 Uhr in der Frühe sind Gunter Pschera (23) und Peter Müller (29) an jenem 31. August 1967 in Richtung der türkischen Grenze aufgebrochen. Sie passierten zwei kleine Dörfer, bevor sie auf die Landstraße Nr. 9 in Richtung des Grenzübergangs Malko Tarnovo einbogen. Nach etwa vierzig Kilometern versteckten sie ihr Motorrad am Straßenrand. Sie befanden sich in der Nähe des Bosna, eines der höheren Gipfel in dieser dicht bewaldeten Mittelgebirgslandschaft. Die Sommertage in dieser Region sind unerträglich heiß. Die Luft war voller Moskitos. Der Marsch durch das dichte Unterholz muss eine ziemliche Tortur gewesen sein, zumal sich die beiden Männer abseits der Straßen halten mussten, um nicht der Grenzpatrouille zu begegnen.

Nach einer etwa zehnstündigen Wanderung, gegen 17 Uhr, erreichten Pschera und Müller einen Hügel über der Ortschaft Everenezovo. In diesem Dorf lebten damals etwa dreihundert Menschen, es war die einzige größere Ansiedlung auf bulgarischer Seite, die sich in der Nähe der Grenze befand. Mit Pscheras Fernglas konnten die Männer drei Wachtürme erkennen. Was sie nicht ahnen konnten war, dass sie von zwei Halbwüchsigen bemerkt wurden, die sofort zum Dorfbürgermeister rannten, um die beiden verdächtigen Fremden zu denunzieren. Vasil Dimitrov (40) zögerte keine Minute und verständigte telefonisch die "Grenzbrigade". In dieser Gegend war es nämlich schon häufig zu "Grenzzwischenfällen" gekommen. Bürgermeister Dimitrov selbst hatte zwei Jahre zuvor eigenhändig einen bulgarischen "Republikflüchtling" am Ufer des Flusses Veleka nach einer wüsten Schlägerei ergriffen und den Sicherheitskräften übergeben, wie er dem Verfasser im Sommer 2005 bei einem Besuch in Everenezovo nicht ohne Stolz erzählte.

Was nun passierte, lässt sich lückenlos aus vergilbten Akten nachvollziehen: Während sich Müller und Pschera so unauffällig wie möglich in Richtung der türkischen Grenze bewegten, traf in Everenezovo ein LKW mit vier schwer bewaffneten bulgarischen Grenzsoldaten und einem Spürhund ein. Die Militärs wurden von den beiden Jugendlichen genau zu jener Stelle am Ortsrand geführt, an der Pschera und Müller gesehen worden waren. Als der Hund die Fährte aufnahm, war das Schicksal der beiden jungen DDR-Bürger so gut wie besiegelt. Sie hatten sich inzwischen ein provisorisches Lager in einer Sandkuhle errichtet: "Indessen war es sehr dunkel geworden und wir entschlossen uns den nächsten Morgen abzuwarten, damit wir besser die Gegend ausmachen können. Wir legten uns hin, um zu schlafen." Müller und Pschera befanden sich etwa drei Kilometer von der Demarkationslinie entfernt und schliefen nach dem anstrengenden Fußmarsch tief und fest, nicht ahnend, dass ihnen längst ein Suchtrupp folgte. Kurz nach Mitternacht schreckte Peter Müller aus dem Schlaf auf: "Plötzlich näherte sich ein Hund und kurz danach kamen Soldaten." Was dann geschah, war unfassbar grausam. Die Soldaten eröffneten aus etwa fünf Meter Entfernung ohne Vorwarnung das Feuer mit ihren Maschinenpistolen auf die beiden schlaftrunkenen, am Boden liegenden Männer. Als die Magazine leer geschossen waren, schlugen sie mit den Gewehrkolben auf die beiden jungen Männer ein. Für Gunter Pschera kam jede Hilfe zu spät, er starb noch in der Sandkuhle: "Todesursache - Schusswaffenverwundung am Brustkorb und am Bauch - Riss der linken Lunge und der Leber", hieß es in der "Todesurkunde Nr. 10", wobei man vorsichtshalber hinzufügte: "Erschossen beim Versuch, die Grenze zu durchqueren." Das stimmte zwar nicht, aber wer hätte es denn auch richtig stellen können? Den elektrisch geladenen Grenzzaun hatten die beiden Deutschen nie zu Gesicht bekommen. Müller lebte noch, doch sein Zustand war mit zwei Bauschüssen und einem zertrümmerten Oberschenkel sehr ernst. Obwohl Müller in jener Nacht viel Blut verlor, blieb er bei Bewusstsein und hörte noch eine Weile das Stöhnen seines sterbenden Freundes. Als es schließlich still neben ihm wurde, sagte einer der Bulgaren nur: "Kamerad kaputt".

Die vier bulgarischen Grenzsoldaten hatten - selbst unter Zugrundelegung der damaligen Gesetze der Volksrepublik Bulgarien - ein Verbrechen begangen. Sie hatten zwei schlafende Männer, die sich mehrere Kilometer von der Grenze entfernt befanden, ohne Vorwarnung zusammengeschossen. Die Soldaten legten dem toten Pschera am nächsten Morgen vor der Erstellung der Tatortfotos sein Fahrtenmesser in die geöffnete Hand, um den Eindruck eines Kampfes zu erzeugen. Außerdem fertigten sie auch Fotos von "Fußspuren am Grenzzaun" an, die angeblich von den beiden Deutschen stammen sollten. Nach offizieller Darstellung in einer bulgarischen Tageszeitung im Sommer 1967 wurden die Grenzer in ein "scharfes Gefecht" mit den beiden Deutschen verwickelt.

Peter Müller gab im Krankenhaus von Burgas auf Befragung durch den Bulgarischen Staatssicherheitsdienst zu Protokoll, von den Grenzern "sofort ohne Aufruf und Ergebensmöglichkeit im Liegen zusammengeschossen" worden zu sein: "Keiner von uns machte mehr als eine Schutzbewegung." Mitte Oktober 1967 wurde Müller auf Anordnung des Bulgarischen Generalstaatsanwalts mit dem Flugzeug in die DDR überführt, wo er noch etliche Monate in einem Krankenhaus des "Ministeriums für Staatssicherheit" verbringen musste, bevor man Anklage gegen ihn erhob und ihn schließlich Mitte Juni 1968 wegen "ungesetzlichen Verlassens der DDR über das sozialistische Ausland" verurteilte. Gunter Pschera hatten die Bulgaren unmittelbar nach der Obduktion auf dem Friedhof in Burgas verscharrt. In diesem Zusammenhang von einer Beerdigung zu sprechen, wäre kaum angebracht: Im Totenbuch des Friedhofs wurde der Vorgang auf Anordnung der Behörden nämlich nicht verzeichnet und das Grab erhielt zwar ein schlichtes Holzkreuz, doch darauf stand lediglich "Unbekannter ostdeutscher Bürger, 21 Jahre" zu lesen. Gunter Pschera war dem Bulgarischen Staatssicherheitsdienst weder unbekannt, noch war er 21 Jahre alt.

Fünfundzwanzig Jahre später, am 22. Januar 1993, formulierte der damalige ADN-Korrespondent in Sofia, Petko Teuchert, eine Meldung, die in mancher Hinsicht an die schrecklichen Erlebnisse von Peter Müller anknüpfte: "Bulgarische Grenzer haben zwischen 1961 und 1989 mehrere Dutzend DDR-Touristen erschossen, die den ‚Eisernen Vorhang' in südliche Nachbarländer überwinden wollten. In einigen Fällen sind ganze Familien ‚ausgelöscht' worden, das schreibt die bulgarische Wochenzeitschrift ‚Anti' in ihrer neuesten Ausgabe. (…) Ehemalige bulgarische Grenzoffiziere berichten in dem Blatt, die Botschaft der DDR habe für jeden getöteten Flüchtling eine ‚Prämie' von 2.000 Bulgarischen Lewa gezahlt. Die Todesschützen seien mit mehreren Tagen Sonderurlaub ausgezeichnet worden. Ehemalige bulgarische Mitarbeiter der DDR-Botschaft bestätigten dem ADN, dass bei ‚vereitelten Grenzdurchbrüchen' tatsächlich Prämien gezahlt wurden." Die Wochenzeitschrift "Anti" stand der bürgerlich-konservativen "Union der demokratischen Kräfte" (SDS) nahe, die in den 1990er Jahren in Bulgarien mehrfach die Regierung stellte. Das Bulgarische Innenministerium dementierte damals die Zahlung von Kopfprämien. Entsprechende Berichte seien "falsch", erklärte Oberstleutnant Wassil Stanojkow, der Chef des Presseamtes der bulgarischen Grenztruppen. Stanojkow widersprach Darstellungen der Zeitschrift "Anti" von einem "gnadenlosen Gemetzel" an den bulgarischen Süd- und Westgrenzen. Zugleich bestätigte der Oberstleutnant dem ADN-Korrespondenten, dass DDR-Bürger an den bulgarischen Grenzen erschossen worden seien. Er erklärte, dass "getötete ausländische Grenzverletzer" nur dann in Bulgarien "beigesetzt" worden seien, wenn deren "Identität nicht festgestellt" habe werden können.

Ob Peter Müller von der Nachricht erfuhr? Wir wissen es nicht. Er hatte damals nicht mehr lange zu leben, starb im Sommer 1994 nach kurzer schwerer Krankheit. Dagegen kann als bewiesen bezeichnet werden, dass getötete ostdeutsche Flüchtlinge in der Volksrepublik Bulgarien zumindest bis in die siebziger Jahre hinein in bestimmten Fällen nicht auf Friedhöfen beigesetzt, sondern direkt im Grenzgebiet verscharrt wurden. Eltern getöteter Flüchtlinge, die ihre Kinder in der DDR beisetzen wollten, erhielten dazu aus Ostberlin bis Mitte der siebziger Jahre nicht die erforderliche Erlaubnis. Genauso verfuhr man bei getöteten DDR-Flüchtlingen in der Sozialistischen Republik Rumänien. Das geschah, um zu verhindern, dass die Bevölkerung in der DDR - und nicht zuletzt der Westen - von diesen Vorkommnissen erfuhr. Von einer Ausnahme im Jahr 1975 abgesehen wurden die Leichen getöteter DDR-Bürger aus Bulgarien erst in den achtziger Jahren in die DDR überführt.

Das kann die Bulgarin Vera A. bestätigen. Einmal, erzählt die alte Dame, war sie dabei, als der Sarg mit einem erschossenen DDR-Flüchtling zum Flughafen von Sofia transportiert und dort in ein "großes Flugzeug" geladen wurde. Sie erinnert sich noch gut daran, wie Konsul Richter höchstpersönlich ein lockeres Brett des klapprigen Sarges festnageln musste: " Das war so peinlich." Vera A. hat viele Jahre als Dolmetscherin in der DDR-Botschaft in Sofia gearbeitet. Wir treffen sie Ende Mai 2008 in Sofia in einem Café. Sie erinnert sich sofort an die getöteten DDR-Flüchtlinge: "Einmal war ich bei einer Exhumierung dabei. Es war in der Zeit mit Konsul Anton Richter, da musste ich aushelfen bei der Konsularabteilung. Das war eine Exhumierung auf dem Friedhof Bakarena Fabrika. Das waren zwei Kinder, da waren die Eltern gekommen, um die Leichen abzuholen. Das weiß ich noch, da musste ich mit den Eltern sprechen und die beruhigen."

Die Aufarbeitung der Geschichte der kommunistischen Diktatur ist in Bulgarien auch zwanzig Jahre nach dem Untergang des Shivkov-Regimes ein schwieriges Thema, das auf heftige Widerstände stößt. Eine der ersten Amtshandlungen des ersten bulgarischen "Wende"-Innenministers bestand darin, zwanzigtausend Akten aus dem Archiv des für die Staatssicherheit zuständigen Ministeriums zur Vernichtung freizugeben. Atanas Semerdjiev war zuvor viele Jahre Generalstabschef der Bulgarischen Volksarmee und Mitglied im Zentralkomitee der Bulgarischen Kommunistischen Partei. Es war der Beginn eines jahrelangen Tauziehens um die noch erhaltenen Akten, in dessen Verlauf immer wieder von führenden bulgarischen Politikern der Wunsch geäußert wurde, die Akten am besten komplett zu vernichten. Erst mit der Regierungsübernahme von Ivan Kostov (1997) erhielt Bulgarien erstmals eine Unterlagenbehörde. Diese wurde jedoch bei der Regierungsübernahme von Ex-König Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha Anfang 2002 wieder geschlossen. Als der Verfasser im Frühjahr 2005 im Bulgarischen Innenministerium vorstellig wurde, um Akteneinsicht zu beantragen, teilte ihm die damalige Pressesprecherin mit, dass sich die Akten des Innenministeriums in Veliko Tarnovo (im Landesinneren) befänden und "nicht zugänglich" seien. Ein Warten sei jedoch nicht erforderlich, denn es gebe in Bulgarien "überhaupt keine" Akten über erschossene DDR-Flüchtlinge.

Inzwischen gibt es wieder eine neue bulgarische Unterlagenbehörde, die den Namen COMDOS trägt. Deren Sprecherin, Ekaterina Boncheva, teilte im Frühjahr 2008 mit, nach den ihr vorliegenden Unterlagen seien "zwei" DDR-Bürger 1974 und 1988 an der türkischen Grenze bei Fluchtversuchen getötet worden. Nach den bisherigen Recherchen des Verfassers kostete der Fluchtweg über die "verlängerte Mauer" in Bulgarien dagegen mindestens achtzehn Deutsche das Leben. Es handelte sich um junge Leute, die glaubten, auf einem weniger gefährlichen Weg in den Westen zu gelangen. Zur Tötung von DDR-Flüchtlingen kam es dabei nicht nur an den bulgarischen Südgrenzen zu den beiden NATO-Ländern Türkei und Griechenland, sondern auch an der bulgarischen Westgrenze zum blockfreien Jugoslawien.

Bleibt die Frage, was die Berichterstattung des ADN-Korrespondenten in Sofia um das Thema Kopfprämie seinerzeit in der Bundesrepublik bewirkte. Ausgelöst durch den Bericht einer westdeutschen Boulevardzeitung richtete die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Sofia im Frühjahr 1993 eine Note an das Bulgarische Außenministerium, um Einzelheiten über das Schicksal in Bulgarien getöteter DDR-Flüchtlinge zu erfahren. Auf diese Anfrage hin teilte die damalige bulgarische Regierung Anfang Mai 1993 eine Reihe von Namen und Daten mit, die in der "Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität" (ZERV) in Berlin landeten, jedoch von den Behörden bis zum heutigen Tag unter Verschluss gehalten werden. Selbst die Angehörigen der betroffenen Personen wurden darüber nicht unterrichtet. Über die Gründe für diese bemerkenswerte Zurückhaltung lässt sich nur spekulieren. Offenbar wurde das für die bulgarische Regierung unerfreuliche Thema vor dem Hintergrund eines bevorstehenden Bulgarienbesuches von Bundeskanzler Helmut Kohl im Sommer 1993 von der Tagesordnung genommen. In jenem Sommer wurden zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Bulgarien umfangreiche bilaterale wirtschaftliche Vereinbarungen getroffen.

Nicht überrascht über dieses mangelnde Interesse offizieller deutscher Stellen ist Dr. Velislav Minekov. Er hat sich in Bulgarien schon seit zwanzig Jahren für das Schicksal der dort getöteten DDR-Flüchtlinge interessiert und im Laufe der Jahre eigene Nachforschungen angestellt: "Die damaligen Grenzstreitkräfte waren dem Innenministerium und der Staatssicherheit unterstellt. Im Laufe der Jahre schwankte ihre Zahl zwischen 30 000 und 40 000 Soldaten. Sie wurden vorwiegend aus armen ländlichen Familien rekrutiert. Es handelte sich um Jugendliche mit niedrigstem Bildungsstand, die aus grenznahen Regionen stammten. Auch das ist einer der Gründe für die Schwierigkeit der Aufgabe, heute Zeugen der Ereignisse zu finden." Wiederholt versuchte Minekov, Mitarbeiter der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Sofia für das Thema zu sensibilisieren. Stets jedoch ohne Erfolg. Noch weniger interessiert seien seine eigenen Landsleute, meint Minekov: "Die Geheimnisse der bulgarischen Staatssicherheit stehen bis heute unter strengstem Verschluss, die Mörder und deren Helfershelfer führen weiter ein ungetrübtes Leben. Mehr noch, in letzter Zeit treten sie sogar öffentlich und voller Stolz als Retter der ‚nationalen Interessen' auf."

Solche Erfahrungen hat auch die Mutter des Leipziger Gymnasiasten Michael Weber gemacht, der am 7. Juli 1989 an der griechischen Grenze aus nächster Nähe erschossen wurde: "Man hat mir Bilder gezeigt, wo mein Sohn tot im Gelände lag. Schon die Erinnerung daran ist furchtbar. Der Täter war 19 Jahre, genauso alt wie mein Sohn zu diesem Zeitpunkt. Er war sehr stolz, seinem Land diesen Dienst
erwiesen zu haben." Michaels Mutter strengte damals in Bulgarien ein Verfahren gegen den Todesschützen an: "Ich bin auf viele Ungereimtheiten gestoßen. Habe mich vielen Gefahren ausgesetzt, weil ich nicht glauben konnte, dass man aus nächster Nähe einen Menschen wie einen Hasen erschießt." Doch das Verfahren vor einem bulgarischen Militärgericht verlief im Sande, zu einer Verurteilung des Schützen kam es nicht. Weitere Nachforschungen in Bulgarien seien trotzdem unverzichtbar, meinte Michael Webers Mutter 2006 in einem Statement an den Verfasser: "Aber glauben Sie mir, ich weiß aus Erfahrung, man sagt Ihnen freiwillig nichts."

Die Aufarbeitung der Verbrechen der kommunistischen Diktatur in Bulgarien steht erst am Anfang. Und die Geschichte der Opfer des Eisernen Vorhangs ist noch keineswegs restlos erforscht.

Der Originalbeitrag mit Fussnoten und Quellenangaben erschien in Heft 71 der Zeitschrift "Hoch und Guck" (März 2011) und ist auch Online verfügbar.--- Nach einer Mitteilung der COMDOS-Behörde sollen im Herbst 2011 in Sofia neue Erkenntnisse über das Thema veröffentlicht werden.


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Dieses Fernglas wurde bei DDR-Flüchtlingen in Bulgarien beschlagnahmt. Abb.: BStU (Berlin)

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